Der befreite Körper

Rolfing®

Rolfing® hat das Ziel, durch manuelle Körperarbeit, den Körper im Kontext der Schwerkraft bestmöglich auszurichten und über die Schulung der Körperwahrnehmung Haltungs- und Bewegungsmuster zu verbessern. Das kann zu einem gesteigerten Wohlbefinden führen, sowie die Leistung beim Sport oder auch das Spielen von Musikinstrumenten verbessern. 

Kurz erklärt

Woher kommt der Begriff Rolfing®?

Rolfing® ist nach der Biochemikerin Dr. Ida Rolf benannt, die Rolfing/ Strukturelle Integration in den 1950er Jahren entwickelte. Ida Rolf wurde inspiriert von Homöopathie, Osteopathie, Chiropraktik, Yoga, Alexandertechnik und auch Korzybskis Arbeit über Bewusstseinszustände.

Was bedeutet also Strukturelle Integration? 

Der Rolfer arbeitet mit dem Muskelfasziengewebe und dieses bildet zusammen mit den Knochen die Struktur des menschlichen Körpers. Daraus ergibt sich seine Form. Wenn also Jemand zum Beispiel eine gebeugte, schiefe, oder verdrehte Haltung hat, liegt das an einem Ungleichgewicht in der Struktur.

Die Faszien oder auch das Bindegewebe genannt umschließen ganze Körperteile, Muskelgruppen, Muskeln und Muskelfasern, sowie Knochen Sehnen, Nerven und Gefäße. Sie geben diesen Teilen Halt, Schutz und Führung. Es liegt in sehr dünnen oder auch dickeren Schichten vor und kann sehr weiche und auch sehr feste Verbindungen bilden. Das Fasziennetz ist durch den ganzen Körper miteinander verknüpft und überträgt Zugkräfte über teilweise große Strecken von einem Punkt des Körpers an andere. Durch seine Schichten bewegen sich Körperflüssigkeiten, sie sind stark von Nervenenden durchzogen und neueste Untersuchungen zeigen sogar kontraktile Eigenschaften. Die Faszien neigen dazu, auf starke Beanspruchung oder Verletzung mit Verdichtung beziehungsweise Verhärtung zu reagieren. Die einzelnen Fasern bilden dann mehr Brücken, oder weichere elastische Fasern werden durch feste Kollagenfasern ersetzt. Dadurch kann die Struktur des Körpers in nachteiliger Weise beeinträchtigt werden. Muskelspannung nimmt zu, Beweglichkeit wird eingeschränkt und es können hohe Gelenkbelastungen entstehen die zu verschiedenen teils schmerzhaften Symptomen führen. Durch manuelle Techniken wie sanften oder intensiven Druck oder Zug auf fasziales Gewebe versucht der Rolfer die Struktur zu beeinflussen, Bewegungskapazitäten wieder freizusetzen und durch Bewegungsschulung gehemmte Muskulatur zu aktivieren. Somit werden alle Teile der Struktur wieder integriert und entlang einer gedachten Senkrechten Linie durch den Körper ausgerichtet und ins Gleichgewicht gebracht, sowie der Flüssigkeitstransport inklusive wichtiger Zellbausteine verbessert.  

Bei was Rolfing hiflt

Für wen ist Rolfing®-Strukturelle Integration geeignet?

Das Ziel von Rolfing® ist eine Verbesserung der Beweglichkeit, die Aufrichtung des Körpers, die Veränderung nachteiliger Bewegungsmuster und natürlich die Linderung von Schmerzen, die direkt oder indirekt durch Dauerspannungen im Gewebe hervorgerufen werden. Dadurch ergibt sich eine Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens und dies bring grundsätzlich Vorteile für jeden Menschen. 

Rolfing® hat einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet den Körper in seiner Funktion im Schwerkraftfeld der Erde. Während einzelne Sitzungen durch  bestimmte Symptome geleitet sind, gibt es auch das Konzept der 10 Sitzungen das eine nachhaltige Veränderung der Körperhaltung zum Ziel hat.

Im folgenden finden sie einige Beispiele von Beschwerdebildern beziehungsweise Belastungs- und Überlastungssymptomen bei denen Rolfing®- Sitzungen einen positiven Effekt haben können. 

Tennisarm / Tennisellenbogen

In den meisten Fällen handelt es sich um eine Reizung der Sehnenansätze am äußeren Gelenkknorren des Oberarms dem Epicondylus Lateralis, hervorgerufen durch eine Überlastung im Sport oder Beruf. Z. B. Durch viel Arbeit mit der Maus, oder Tastatur, oder einer nachteiligen Technik beim Tennis spielen, kann sich die Unter- und Oberarm-muskulatur verhärten und eine Dauerspannung auftreten. Durch Palpation kann der Rolfer erkennen, wo die Hauptspannung entsteht und versuchen in der Bewegungskette von der Hand bis in den Rücken Kapazitäten freizusetzen, die die Last an den Sehnenansätzen reduzieren.

Golferarm

Bei diesem Symptom ist eine Reizung de Sehnenansätze am inneren Gelenkknorren des Oberarms, dem Epicondylus Medialis gegeben. Sie entsteht bei einer Überlastung durch Schwung- oder Wurfbewegungen. Neben der Lockerung der Faszien macht es meist auch Sinn die Ausführung der Bewegung zu betrachten, die zur Überlastung geführt hat.

Kopf- Nacken- Schulterschmerzen

Wird verursacht durch Verspannungen in den Schultern und im Nacken. Sie entstehen durch eine Verengung der Blutgefäße, die den Kopf versorgen, beziehungsweise durch Verdichtung der stark innervierten Faszien . Die Ursachen hierfür sind vielschichtig. Eine ausgeglichene Körperhaltung ist eine wesentliche Voraussetzung, damit Ihr Kopf sich entspannt bewegen kann. Beim Gehen sollten die Arme frei schwingen können und beim Sitzen sind die Schultern entspannt. Deshalb gehört bei der Arbeit an diesen Symptomen auch immer eine Schulung des Gangbilds und der Sitzhaltung dazu. Sollten die Spannungsschmerzen durch Stress ausgelöst worden sein, muss natürlich neben der Körperarbeit auch das Stress-erzeugende Umfeld verändert werden.

Rückenschmerzen: Lumbago / Hexenschuss

Diese Begriffe bezeichnen einen plötzlich auftretenden Schmerz im unteren Rücken, der durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann. Häufig handelt es sich um eine Reflexartige Anspannung der tiefen Rückenmuskeln, ausgelößt durch eine Überlastung zum Beispiel beim falschen Anheben schwerer Gegenstände. Diese blockiert dann einzelne oder mehrere Wirbelgelenke, oder das Illio-Sakral-Gelenk (ISG), was zu starken Schmerzen und Einschränkung der Beweglichkeit führt. Das lösen der tief sitzenden Verspannung erfordert etwas Geduld, da die darüber liegenden Muskeln auf Grund der Schmerzen oft ebenfalls verhärtet sind.

Dauerschmerzen im unteren Rücken

Dauerschmerzen im Rücken, die nicht von einem Unfall oder Bandscheibenproblemen herrühren, haben ihren Ursprung oft in Bewegungsmangel und langen, sitzenden Tätigkeiten. Durch Letzteres verkürzt sich die rückwärtige Beinmuskulatur und bei ungünstiger Sitzhaltung kommt es zur Dauerbelastung im unteren Rücken. Wenn man dann mal etwas länger stehen oder gehen muss erhöht sich der Zug auf die Thoracolumbal-Faszie und die ansetzende Muskulatur, was zu Entzündungsreaktionen bis zur Faszitis führen kann, was mit Schmerzen verbunden ist. Neben der Lockerung des Muskelfasziengewebes ist hier auch eine Betrachtung der Sitzhaltung und des Gangbildes wichtig um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Außerdem ist die Integration von kleinen Gymnastikeinheiten in den Alltag wichtig.

Fersensporn

Ein Fersensporn bildet sich in der Regel bei einer dauerhaften Überspannung in der Fußsohle und/oder der Wadenmuskulatur. Die am Fersenbein ansetzende Sehne zieht dabei die gereizte Knochenhaut etwas vom Knochen. Das entstehende Vakuum füllt sich erst mit Flüssigkeit, dann mit festeren Bestandteilen und schließlich verknöchert der Bereich und es bildet sich ein Sporn. Solange die Spannung nicht gelöst wird, bleibt die Region gereizt und vor allem Druckbelastung auf den Sporn ist sehr schmerzhaft. Meist empfiehlt es sich, die ganze rückseitige Muskelkette aufzudehnen und ins System zu integrieren.

Rolfing und Sport

Es gibt inzwischen viele Sportverbände, die bei der Betreuung ihrer Athleten im Hinblick auf Verletzungsprophylaxe oder der Rehabilitation nach Verletzungen die Dienste von Rolfern in Anspruch nehmen. Werden die Faszien regelmäßig einer Behandlung unterzogen, sinkt das Verletzungsrisiko erheblich, da die Beweglichkeit verbessert wird und Bewegungen fließender und natürlicher erfolgen. Auch bei Überlastungserscheinungen nach hartem Training oder Wettkämpfen, kann der Rolfer durch Entspannung der betroffenen Region bei einer schnelleren Regeneration helfen.

Bewegungseinschränkungen

Durch Verklebungen der Faszien wegen einer erhöhten Muskelspannung oder nach Operationen beziehungsweise Verletzungen auf Grund der Narbenbildung, kommt es oft zu Bewegungseinschränkungen. Die fehlende Kapazität im Bindegewebe führt zu einer Hemmung der Muskulatur und einer Immobilität in den Gelenken. Führt man eine Bewegung trotzdem aus, müssen andere Teile der Bewegungskette mehr leisten, was wiederum zu Überlastung und Schmerzen führen kann und zu weiteren Einschränkungen. Ein Teufelskreis. Hier kann Rolfing durch Lösung und Neuausrichtung der verklebten Strukturen für eine verbesserte Kapazität sorgen. Die Bewegungen werden freier und leichter.

Rolfing nach Verletzungen und Operationen

Verletzungen und/ oder Operationen gehen oft mit einer Zeit der Immobilität einher, was zu Veränderungen von Belastungs- und Bewegungsmustern führt. Die veränderten Muster haben ihren Ursprung neben der Abnahme der Kraft in einer Verklebung/ Verfilzung des Bindegewebes. Dies bewirkt eine eingeschränkte Funktion der Muskulatur und der Beweglichkeit in Gelenken. Bewegungen können nicht mehr frei ablaufen, sondern werden in Teilen gebremst bzw. behindert. Der Rolfer kann hier Kapazitäten wieder freisetzen und über eine Schulung der Bewegungswahrnehmung zu natürlichen Bewegungsabläufen zurückführen.

Es gibt natürlich Ausnahmen, bei denen eine Rolfing® Sitzung nicht empfehlenswert ist. Das lässt sich am besten im persönlichen Gespräch klären. 

Rolfing® ist natürlich auch kein Ersatz für eine ärztliche Behandlung. Gerade bei akuten Symptomen wie Schmerzen und vor allem Missempfindungen, ist es erforderlich, diese vom Arzt abklären zu lassen. Dessen Diagnose hilft mir ebenfalls bei der Einschätzung meiner Möglichkeiten.

Rolfing hilft in jedem Alter

Rolfing für Kinder und Jugendliche

Jeder kennt das Problem, dass Jugendliche sehr viel auf kleine und große Bildschirme schauen und dadurch eine eher gebeugte Körperhaltung entwickeln. Hier gilt es frühzeitig entgegenzuwirken und am besten durch sportliche Betätigung eine aufrechte Körperhaltung anzustreben. Haben sich allerdings schon negative Muster ausgebildet können Rolfingsessions helfen, Kindern und Jugendlichen ein besseres Körper- und Haltungsbewusstsein zu vermitteln, Bewegungseinschränkungen zu lösen und den Körper aufzurichten. Damit geht ein gesteigertes Selbstbewusstsein und mehr Freude an Bewegung einher.

Rolfing® für Menschen im hohen Alter

Mit steigendem Alter verklebt und verhärtet das Bindegewebe schneller. Oft geht diese Entwicklung mit einem Rückgang oder Mangel an Bewegung einher und schnell stellt sich der Teufelskreis aus Schmerzen – Schonung – Bewegungseinschränkung durch verklebte Faszien – mehr Schmerzen - …. ein. Dies führt zu mehr Unsicherheit und immer weniger Freude an Bewegung. Rolfing kann die Versorgung des Bindegewebes verbessern, Bewegungsabläufe wieder möglich machen und Schmerzen reduzieren, so dass man auch im hohen Alter noch mobil bleibt.

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Rolfing

Die klassische 10er Serie

Die Ausbildungsgrundlage aller Rolfer ist eine Folge von 10 Sessions, die überwiegend unabhängig von vorhandenen Symptomen eine Strategie zur Aufrichtung des Körpers verfolgt.  Nach dieser Serie soll der Klient in der Lage sein durch die gewonnenen Kapazitäten in der Beweglichkeit, der strukturellen Balance und dem verbesserten Körper- und Bewegungsempfinden, aufrechter und leichter durchs Leben zu gehen. Der Klient soll sich selbst besser spüren und Haltung und Bewegung besser wahrnehmen, wodurch übertriebene oder dauerhafte Anspannung vermieden wird.

Die Themen der 10 Sitzungen nach Peter Schwind:

1 Dem Atem Freiheit schenken

2 Den Boden finden

3 Das Dach der Niere stützen

4 Die Schleusen des Beckens öffnen

5 Den Organen Platz schaffen

6 Beweglichkeit für das Kreuzbein

7 Dem Kraniosakralen System Raum schaffen

8+9 Koordination von Becken und Schultergürtel

10 die Füße in der Erde verwurzeln und die Augen für den Horizont öffnen

Ablauf einer Behandlung

So läuft eine Rolfing-Behandlung ab

Anamnese

Am Anfang der ersten Session steht das Anamnesegespräch, wo ich herausfinden will, was sie zu mir führt und wie es Ihnen momentan geht. Weiterhin werden noch offene Fragen zur Methode geklärt und eine mögliche Strategie besprochen. Bei weiteren Sitzungen fällt das Anfangsgespräch kürzer aus.

Bodyreading

Dann folgt ein Bodyreading im Stehen und gehen, bei dem ich einen Eindruck der Körperstruktur bekommen möchte und suche nach Unterbrechungen oder Blockaden in der Bewegung sowie Bereiche des Körpers die „aus dem Lot“ bzw. aus dem Gleichgewicht geraten sind. Außerdem schaue ich bei Folgesitzungen ob sich durch die bisherige Arbeit die Muster verändert haben.
Wenn Klienten eine 10er Serie durchlaufen, habe ich beim Bodyreading den Fokus auf das anstehende Thema.

Die Session

Wenn ich einen Eindruck bekommen habe, beginnt die Arbeit am Körper, die meist auf der Liege aber auch mal im Stehen oder sitzen erfolgen kann. Während der Session bitte ich gelegentlich darum Bewegungen auszuführen, bestimmte Muskeln anzuspannen und wieder zu lösen, oder die Aufmerksamkeit in vorgegebene Körperbereiche zu legen.
Die Bereiche an denen ich gerade nicht arbeite sind in der Regel abgedeckt, doch manchmal muss ich die Auswirkungen der angewendeten Technik bis in entferntere Regionen beobachten.
Sie können mir während der Session gerne Fragen stellen, sollten aber ihre Hauptaufgabe, sich möglichst tief zu entspannen und wohl zu fühlen, nicht aus den Augen verlieren. Am Ende der Session erfolgt meist noch eine kleine Übung im Stehen oder sitzen, vor allem, wenn die meiste Zeit im Liegen gearbeitet wurde, um dem Klienten den Kontakt zum Boden zurückzugeben und den Kreislauf wieder etwas hochzufahren. Meist gebe ich noch Hinweise, worauf sie bis zur nächsten Session beziehungsweise in Zukunft achten sollten.

Nützliche Infos

Dauer und Kosten einer Session

Dauer einer Session: Gesamt ca. 60 Minuten
Kosten: 90,-€ inkl. USt. in Bar am Ende der Session
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